Maden in den Kirschen - was kann man tun?
Die Kirschfruchtfliege (Rhagoletis cerasi) gehört zur Familie der Bohrfliegen und entwickelt sich als Larve hauptsächlich in Süßkirschen, kommt aber auch in Sauerkirschen, Traubenkirschen und Vogelkirschen vor. Sie ist der Hauptschädling an Süßkirschen und kann bis zu 100 Prozent der Früchte befallen. Die Kirschfruchtfliege unternimmt keine weiten Verbreitungsflüge und ist sehr ortstreu, sodass sich schnell eine große Population aufbauen kann. Seit einigen Jahren tritt regional auch die sehr ähnliche Amerikanische Kirschfruchtfliege (Rhagoletis fausta) auf, die eine andere Flügelzeichnung aufweist.
Merkmale der Kischfruchtfliege
Aufgrund der Körperlänge von nur 4 - 5 mm ein eher unscheinbares Insekt. Besonders auffällig sind die dunkel gebänderten Flügel und das kräftig gelbe gefärbte Schild.
Entwicklung der Kirschfruchtfliege im Jahresverlauf
Die Kirschfruchtfliege überwintert als Puppe im Boden und schlüpft je nach Temperaturbedingungen ab Mitte Mai zuerst auf der Südseite des Baumes. Nach etwa 10 Tagen beginnen die Weibchen mit der Eiablage an den heranreifenden Früchten, die von grün zu gelb umschlagen. Insgesamt kann ein Weibchen 80 - 100 Eier produzieren. Die Eier werden einzeln unterhalb der Fruchtschale abgelegt und die nach 8 – 10 Tagen daraus schlüpfenden Maden fressen sich durch das Fruchtfleisch der Kirsche bis zum Kern. Dabei verfärbt sich das Fruchtfleisch bräunlich, weicht auf und fault. Die Maden in den Kirschen erreichen eine Länge von ca. 5 mm, sind weiß gefärbt und beinlos. Drei Wochen fressen die Larven, bis sie ausgewachsen sind. Dann verlassen sie die Früchte oder fallen einfach zusammen mit ihnen zu Boden. Sie verpuppen sich in der obersten Bodenschicht und überwintern, bevor im nächsten Jahr der Zyklus mit dem Schlupf der adulten Fliegen erneut beginnt. Bei der Kirschfruchtfliege gibt es sogenannte Überlieger, die erst nach zwei oder drei Jahren schlüpfen. Damit sollen schlechte Bedingungen während der üblichen Schlupfzeit durch einige Individuen der Population überstanden und ein Fortbestand der Population an diesem Standort gesichert werden.
Welches Schadbild verursacht die Kirschfruchtfliege?
Ein erstes Anzeichen, dass die Kirschen von der Kirschfruchtfliege befallen sind, sind ihre Maden in den Kirschen. Durch den Madenbefall fangen die Früchte an zu faulen und haben ein braunes, weiches Fruchtfleisch. Sie sind dann nicht mehr genießbar.
Maßnahmen gegen den Befall
Eine direkte Bekämpfung der Kirschfruchtfliege mit Pflanzenschutzmitteln oder Nützlingen ist im Haus- und Kleingarten nicht möglich. Was kann man tun?
- Bei Neupflanzungen kann man durch die Wahl einer sehr frühen Sorte den potenziellen Befall minimieren, da die Kirschfruchtfliegen ihre Eiablage nur an sich umfärbenden Früchten durchführen. Bei frühen Sorten ist zu diesem Zeitpunkt noch kein starker Flug der Fliegen zu erwarten.
- Kleinere Bäume kann man mit einem feinmaschigen Schutznetz vor dem Befall schützen.
- Mit speziellen Kirschfruchtfliegenfallen kann man den Befall reduzieren, aber nicht vollständig vermeiden. Sie bestehen aus gelben Leimtafeln und einem zusätzlichen Fraßlockstoff. Die Fallen werden idealerweise auf die Südseite der oberen Krone angebracht, weil dort die ersten Früchte ihre Färbung wechseln. Um den unnötigen Fang von Nützlingen mit den gelben Leimtafeln zu vermeiden, sollten diese nach dem Farbumschlag der Früchte – und damit dem Ende der Eiablage – unbedingt wieder entfernt werden.
- Eine weitere Möglichkeit, um den Befall des kommenden Jahres deutlich zu reduzieren, ist das Auslegen einer Folie oder sehr feinmaschige Schutznetze (Maschenweite 0,8 mm) unter dem Baum. Dadurch werden die herabfallenden Larven daran gehindert, sich im Boden zu verpuppen bzw. im Frühjahr wird verhindert, dass die frisch geschlüpften Tiere losfliegen können. Aufgrund der Überlieger ist eine direkte Auswirkung erst nach 2 - 3 Jahren sichtbar.
- Vollständiges Abernten der Früchte, Aufsammeln heruntergefallener Früchte
Bekämpfung der Kirschfruchtfliege mit Nematoden weitgehend wirkungslos
Die Kirschfruchtfliege im Boden zu bekämpfen ist leider nicht möglich. Versuche mit Nematoden (Steinernema feltiae) zeigten zwar im Labor bei einer Aufwandmenge von 500.000/m² eine sehr hohe Infizierung der Larven, welche die Früchte verlassen haben und verpuppungsreif sind. Praxisversuche im Freiland waren aber enttäuschend, da kein Effekt auf die Populationsentwicklung der Kirschfruchtfliege und damit auf den Befall der Kirschen mit Maden nachweisbar war. Der Verpuppungsvorgang mit der damit verbundenen Tönnchenbildung erfolgt wohl zu schnell, sodass die Nematoden die Larven nicht rechtzeitig erreichen. Wenn die harte Tönnchenwand erst entstanden ist, ist die Puppe vor den Nematoden sicher.