Raubmilben gegen Pflanzenschädlinge

Raubmilben als natürliche Gegenspieler von Thripsen, Spinnmilben, Weiße Fliege und Trauermücken
Raubmilben gehören zu den Spinnentieren. Die meisten Arten sind winzig kleine Tiere von unter 1 mm Körperlänge. Charakteristisch sind ein schlanker, ovaler Körper und lange Beine, womit eine hohe Beweglichkeit einhergeht. Erwachsene Raubmilben besitzen wie alle Spinnentiere 4 Beinpaare, von denen das erste als Tastorgan eingesetzt wird. In Mitteleuropa gibt es etwa 1.000 Arten. Man findet sie vor allem im und auf dem Boden, an Kräutern und Gehölzen. Weil Milben durch ihre Außenhülle noch nicht sehr gut vor Verdunstung geschützt sind, benötigen sie eine relativ hohe Luftfeuchtigkeit in der Umgebung, was die bewohnbaren Lebensräume einschränkt.
Zu den bekannteren Arten gehört die Raubmilbe Typhlodromus pyri, die im Freiland der natürliche Gegenspieler der Obstbaumspinnmilbe (Panonychus ulmi) ist. Im geschützten Anbau, also Gewächshäuser und Folientunnel, sind Spinnmilben und andere Schadmilben durch ihr enormes Vermehrungspotential und die schnelle Bildung von Resistenzen gegenüber chemischen Wirkstoffen Problemschädlinge, die sich gut mit nützlichen Raubmilben kontrollieren lassen. Auch gegen Weiße Fliege, Thripse und Trauermücken und andere Dipterenlarven werden erfolgreich Raubmilben als Nützlinge eingesetzt.




Ernährung der Raubmilben
Zur Beute der Raubmilben gehören kleine Gliederfüßer, wie Springschwänze, Milbe, Fliegenlarven und kleine Insekten. Fadenwürmer (Nematoden) werden ebenfalls genommen. Die Beutetiere werden mit den Mundwerkzeugen, den sog. Cheliceren, gepackt und festgehalten. Mit ihnen durchstoßen sie mehrfach die Außenhülle ihrer Beute und injizieren Verdauungssekrete, sodass die Beutetierkörper aufgelöst (vorverdaut) werden und aufgesogen werden können. Raubmilben sind überwiegend einzeln aktiv, es kommt aber auch vor, dass sich mehrere Tiere eine Beute teilen. Es kommen sowohl Nahrungsspezialisten, die sich nur von einer (monophag) Art oder wenigen (oligophag) Beutetier-Arten ernähren, vor als auch Arten, die verschiedene Beutetiere nehmen und auch auf Blütenpollen ausweichen können (polyphag). Diese Raubmilben-Arten können bereits vorbeugend als Nützling eingesetzt werden und so den Aufbau einer massiven Schädlingspopulation verhindern.
Entwicklung
Raubmilben sind in der Regel zweigeschlechtlich, Parthenogenese kommt eher selten vor. Die Weibchen bilden immer nur 1 Ei zur Zeit aus, aus dem das Larvenstadium schlüpft. Dieses besitzt nur 3 Beinpaare und kann daran gut identifiziert werden. Es entwickelt sich über ein Proto- und Deutonymphenstadium zum adulten Tier. Für eine gute Vermehrung benötigen sie eine hohe Luftfeuchtigkeit von 60-95 %. Die Entwicklungsgeschwindigkeit ist temperaturabhängig.
Raubmilben als Nützlinge im biologischen Pflanzenschutz
Im biologischen Pflanzenschutz werden seit Jahren erfolgreich mehrere Raubmilben-Arten aus den Familien Phytoseiidae und Hypoaspididae gegen Pflanzenschädlinge eingesetzt. Die folgende Tabelle gibt einen Überblick, welche Raubmilben-Art bei welchem Schädling erfolgreich ist. Bei der Auswahl des Nützlings sind die klimatischen Ansprüche (Temperatur, Luftfeuchtigkeit) zu berücksichtigen.
Nützling | Pflanzenschädling | Beutestadien |
Phytoseiulus persimilis | Spinnmilbe | alle Stadien |
Amblyseius californicus / Neoseiulus californicus | Spinnmilbe | alle Stadien |
(nimmt aber auch Thripslarven und Pollen) | ||
Ambylseius cucumeris / Neoseiulus cucumeris | Thrips - Fransenflügler | L1 |
(nimmt aber auch Spinnmilben, Weichhautmilben und Pollen) | ||
Amblyseius barkeri | Thrips - Fransenflügler | L1 |
Weichhautmilben | ||
Amblyseius swirskii | Thrips - Fransenflügler | L1 |
Weiße Fliege | Eier und junge Larvenstadien | |
Weichhautmilben | ||
Amblyseius montdorensis / Transeius montdorensis | Thrips - Fransenflügler | L1 und L2 |
Weiße Fliege | Eier und Larven | |
Hypoaspis miles / Stratiolaelaps scimitus | Trauermücken | Larve |
Wurzelläuse | ||
Thrips - Fransenflügler | Puppenstadium | |
Springschwänze (Collembolen) | ||
Sumpffliegen | Larve | |
Hypoaspis aculeifer | Trauermücken | Larve |
Wurzelläuse | ||
Wurzelmilben (Rhizoglyphus robini) | ||
Thrips - Fransenflügler | Puppen | |
Sumpffliegen | Larve |
Einsatz der Raubmilben als Streuware oder Tütenware
Während es bei den Raubmilben Phytoseiulus und Hypoaspis miles bzw. H. aculeifer nur Streuware gibt, sind die anderen Nützlinge auch als Tütenware erhältlich. Die Tüten sind besonders für einen bereits vorbeugenden oder bei schwachem Befall durchgeführten Einsatz empfehlenswert. In den Tüten befinden sich Raubmilben und Beutetiere. Innerhalb der Tüten vermehren sich die Raubmilben über mehrere Wochen. Durch eine bereits vorhandene kleine Öffnung können stetig neue Tiere auf die Pflanzen auswandern und auf Beutesuche gehen.
Achtung! Bei bereits vorhandenem Schädlingsdruck sollte Streuware eingesetzt werden, damit sofort eine hohe Anzahl an Raubmilben zur Bekämpfung der Schädlinge zur Verfügung steht. Für die Ausbringung können sogenannte Bioboxen eingesetzt werden, wenn die Streuware nicht auf die Blätter gegeben werden soll oder es sich um aufgegliederte Blattflächen handelt. Die Bioboxen mit den Raubmilben werden einfach in die Pflanzen gehängt.




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