Raubmilben gegen Pflanzenschädlinge

Raubmilbe Hypoaspis
20. Januar 2023
Raubmilben gegen Pflanzenschädlinge

Raubmilben als natürliche Gegenspieler von Thripsen, Spinnmilben, Weiße Fliege und Trauermücken

Raubmilben gehören zu den Spinnentieren. Die meisten Arten sind winzig kleine Tiere von unter 1 mm Körperlänge. Charakteristisch sind ein schlanker, ovaler Körper und lange Beine, womit eine hohe Beweglichkeit einhergeht. Erwachsene Raubmilben besitzen wie alle Spinnentiere 4 Beinpaare, von denen das erste als Tastorgan eingesetzt wird. In Mitteleuropa gibt es etwa 1.000 Arten. Man findet sie vor allem im und auf dem Boden, an Kräutern und Gehölzen. Weil Milben durch ihre Außenhülle noch nicht sehr gut vor Verdunstung geschützt sind, benötigen sie eine relativ hohe Luftfeuchtigkeit in der Umgebung, was die bewohnbaren Lebensräume einschränkt.

Zu den bekannteren Arten gehört die Raubmilbe Typhlodromus pyri, die im Freiland der natürliche Gegenspieler der Obstbaumspinnmilbe (Panonychus ulmi) ist. Im geschützten Anbau, also Gewächshäuser und Folientunnel, sind Spinnmilben und andere Schadmilben durch ihr enormes Vermehrungspotential und die schnelle Bildung von Resistenzen gegenüber chemischen Wirkstoffen Problemschädlinge, die sich gut mit nützlichen Raubmilben kontrollieren lassen.  Auch gegen Weiße Fliege, Thripse und Trauermücken und andere Dipterenlarven werden erfolgreich Raubmilben als Nützlinge eingesetzt.

Raubmilbe Amblyseius swirskii gegen Thrips und Weiße FliegeRaubmilbe Amblyseius swirskii gegen Thrips und Weiße Fliege
Raubmilbe Amblyseius swirskii gegen Thrips und Weiße Fliege
Raubmilbe Phytoseiulus persimilis gegen SpinnmilbenRaubmilbe Phytoseiulus persimilis gegen Spinnmilben
Raubmilbe Phytoseiulus persimilis gegen Spinnmilben

Ernährung der Raubmilben

Zur Beute der Raubmilben gehören kleine Gliederfüßer, wie Springschwänze, Milbe, Fliegenlarven und kleine Insekten. Fadenwürmer (Nematoden) werden ebenfalls genommen. Die Beutetiere werden mit den Mundwerkzeugen, den sog. Cheliceren, gepackt und festgehalten. Mit ihnen durchstoßen sie mehrfach die Außenhülle ihrer Beute und injizieren Verdauungssekrete, sodass die Beutetierkörper aufgelöst (vorverdaut) werden und aufgesogen werden können. Raubmilben sind überwiegend einzeln aktiv, es kommt aber auch vor, dass sich mehrere Tiere eine Beute teilen. Es kommen sowohl Nahrungsspezialisten, die sich nur von einer (monophag) Art oder wenigen (oligophag) Beutetier-Arten ernähren, vor als auch Arten, die verschiedene Beutetiere nehmen und auch auf Blütenpollen ausweichen können (polyphag). Diese Raubmilben-Arten können bereits vorbeugend als Nützling eingesetzt werden und so den Aufbau einer massiven Schädlingspopulation verhindern.

Entwicklung

Raubmilben sind in der Regel zweigeschlechtlich, Parthenogenese kommt eher selten vor. Die Weibchen bilden immer nur 1 Ei zur Zeit aus, aus dem das Larvenstadium schlüpft. Dieses besitzt nur 3 Beinpaare und kann daran gut identifiziert werden. Es entwickelt sich über ein Proto- und Deutonymphenstadium zum adulten Tier. Für eine gute Vermehrung benötigen sie eine hohe Luftfeuchtigkeit von 60-95 %. Die Entwicklungsgeschwindigkeit ist temperaturabhängig.

Raubmilben als Nützlinge im biologischen Pflanzenschutz

Im biologischen Pflanzenschutz werden seit Jahren erfolgreich mehrere Raubmilben-Arten aus den Familien Phytoseiidae und Hypoaspididae gegen Pflanzenschädlinge eingesetzt. Die folgende Tabelle gibt einen Überblick, welche Raubmilben-Art bei welchem Schädling erfolgreich ist. Bei der Auswahl des Nützlings sind die klimatischen Ansprüche (Temperatur, Luftfeuchtigkeit) zu berücksichtigen.

Nützling Pflanzenschädling Beutestadien
Phytoseiulus persimilis Spinnmilbe alle Stadien
Amblyseius californicus / Neoseiulus californicus Spinnmilbe alle Stadien
  (nimmt aber auch Thripslarven und Pollen)  
Ambylseius cucumeris / Neoseiulus cucumeris Thrips - Fransenflügler L1
  (nimmt aber auch Spinnmilben, Weichhautmilben und Pollen)  
Amblyseius barkeri Thrips - Fransenflügler L1
  Weichhautmilben  
Amblyseius swirskii Thrips - Fransenflügler L1
  Weiße Fliege Eier und junge Larvenstadien
  Weichhautmilben  
Amblyseius montdorensis / Transeius montdorensis Thrips - Fransenflügler L1 und L2
  Weiße Fliege Eier und Larven
Hypoaspis miles / Stratiolaelaps scimitus Trauermücken Larve
  Wurzelläuse  
  Thrips - Fransenflügler Puppenstadium
  Springschwänze (Collembolen)  
  Sumpffliegen Larve
Hypoaspis aculeifer Trauermücken Larve
  Wurzelläuse  
  Wurzelmilben (Rhizoglyphus robini)  
  Thrips - Fransenflügler Puppen
  Sumpffliegen Larve

Einsatz der Raubmilben als Streuware oder Tütenware

Während es bei den Raubmilben Phytoseiulus und Hypoaspis miles bzw. H. aculeifer nur Streuware gibt, sind die anderen Nützlinge auch als Tütenware erhältlich. Die Tüten sind besonders für einen bereits vorbeugenden oder bei schwachem Befall durchgeführten Einsatz empfehlenswert. In den Tüten befinden sich Raubmilben und Beutetiere. Innerhalb der Tüten vermehren sich die Raubmilben über mehrere Wochen. Durch eine bereits vorhandene kleine Öffnung können stetig neue Tiere auf die Pflanzen auswandern und auf Beutesuche gehen.

Achtung! Bei bereits vorhandenem Schädlingsdruck sollte Streuware eingesetzt werden, damit sofort eine hohe Anzahl an Raubmilben zur Bekämpfung der Schädlinge zur Verfügung steht. Für die Ausbringung können sogenannte Bioboxen eingesetzt werden, wenn die Streuware nicht auf die Blätter gegeben werden soll oder es sich um aufgegliederte Blattflächen handelt. Die Bioboxen mit den Raubmilben werden einfach in die Pflanzen gehängt.

Californicus-Raubmilben als TütenwareCalifornicus-Raubmilben als Tütenware
Californicus-Raubmilben als Tütenware
Biobox mit Nützlingen im BestandBiobox mit Nützlingen im Bestand
Biobox mit Nützlingen im Bestand