Ein wichtiger Nützling gegen Blattläuse
Marienkäfer (Coccinellidae) sind eine weltweit verbreitete Käfer-Familie. Es gibt mehrere Tausend Arten, von denen ca. 70 auch in Deutschland vorkommen. Die bekannteste Art ist hierzulande der Siebenpunkt-Marienkäfer (Coccinella septempunctata). 2006 wurde er in Deutschland und Östereich zum Insekt des Jahres gewählt. Charakteristisch für alle Marienkäfer ist ihr halbkugeliger Körper mit einer unterschiedlichen Anzahl an Punkten auf den Flügeldecken. Einige Arten werden (oder wurden) im biologischen Pflanzenschutz gezielt eingesetzt, um diverse Schädlinge zu bekämpfen. Hierzu zählen u.a.:
- Zweipunkt-Marienkäfer (Adalia bipunctata)
- Siebenpunkt-Marienkäfer (Coccinella septempunctata)
- Australischer Marienkäfer (Cryptolaemus montrouzieri)
- Kardinal-Marienkäfer (Novius cardinalis syn. Rodolia cardinalis)
- Asiatischer Marienkäfer / Harlekin-Marienkäfer (Harmonia axyridis)
Marienkäfer gelten als Glückssymbol und werden aufgrund ihrer Nützlichkeit als Schädlingsvertilger sehr geschätzt. Sowohl die erwachsenen Käfer also auch ihre Larven eignen sich, je nach Art, besonders im Kampf gegen Blattläuse oder Woll- und Schmierläuse.
Auch ihren Namen verdanken die Marienkäfer ihrem, besonders für die Landwirtschaft, nützlichen Verhalten. Die Käfer wurden als Geschenk der Muttergottes (Maria) angesehen und nach ihr benannt. Neben diesem gängigsten Namen gibt es noch rund 1500 weitere, meist regionale, Bezeichnungen des Marienkäfers, wie z. B. Frauenkäfer, Herrgottskäfer oder Blattlauskäfer.
Erscheinungsbild und Entwicklung von Marienkäfern
Das Aussehen von Marienkäfern ist vielfältig
Ausgewachsene Marienkäfer können eine Größe von 1 bis 12 mm erreichen. Neben der Art ist hierfür auch das Nahrungsangebot entscheidend. Der Körper ist halbkugelig geformt und die Flügeldecke oft farbenfroh und gefleckt. Grundfarbe (meist rot, gelb, braun oder schwarz) und Muster/Anzahl der Punkte (meist schwarz, aber auch rot, gelb oder braun möglich) hängen in erster Linie von der Art ab, können aber teilweise auch innerhalb einer Art variieren. Die gelegentliche Meinung, dass die Anzahl der Punkte das Alter des Käfers widerspiegelt, ist nicht korrekt. Neben den gepunkteten bzw. gefleckten Marienkäfern gibt es auch Arten ohne Punkte, wie z. B. den Australischen Marienkäfer. Eine unterschiedliche Färbung männlicher und weiblicher Marienkäfer kommt nur bei wenigen Arten vor, in der Regel haben sie ein identisches Aussehen.
Vom Ei zum erwachsenen Marienkäfer
Die Begattung der Marienkäfer findet vorrangig im Frühjahr, direkt nach der Überwinterung, statt. Zur Befruchtung ist grundsätzlich nur eine Paarung notwendig, häufig lässt sich das Weibchen aber von bis zu 20 Männchen begatten.
Die bis zu 400 befruchteten orange-gelben Eier legt das Weibchen gruppenweise (meist 10 - 30 Eier) auf die Blattunterseite oder an Äste/Stämme ab, oft in unmittelbare Nähe einer Blattlauskolonie oder anderer geeigneter Nahrung.
Je nach Witterung schlüpfen die Larven nach etwa 7 bis 10 Tagen. Ihr Aussehen ist von Art zu Art unterschiedlich und ändert sich meist nochmal im Laufe der Häutungen. Grundsätzlich haben sie eine längliche Form, sind oft blaugrau bis schwarz gefärbt (teilweise auch farbig gefleckt) und haben schwach entwickelte, borstenartige Warzen. Die Größe der Larven beträgt, je nach Art, zwischen 1 und 12 mm. Insgesamt dauert die Larvenentwicklung der 4 oder 5 Larvenstadien (artabhängig) etwa 3 bis 6 Wochen und endet mit der Verpuppung auf einem Blatt oder Baumstamm.
Die Puppen sind mit dem hinteren Ende auf der entsprechenden Unterlage festgeheftet. Sie haben eine gelblich-rote Färbung (bei manchen Arten auch schwarz) und ein kugelig zusammengezogenes Erscheinungsbild. Bei allen blattlausfressenden Marienkäferarten ist die Puppe nackt und daher gut sichtbar. Nur das hintere, an der Unterlagen angeheftete Ende, ist noch von der letzten Larvenhaut bedeckt. Die Dauer der Puppenruhe ist witterungsabhängig und liegt bei etwa 4 bis 9 Tagen. Der frisch geschlüpfte Käfer ist anfangs farblos und entwickelt sein endgültiges Aussehen erst innerhalb der ersten 1 bis 3 Lebenstage.
Insgesamt dauert die Entwicklung eines Marienkäfers vom Ei bis zum Schlupf des erwachsenen Tieres 1 bis 3 Monate. Die Witterung und das Nahrungsangebot sind dabei die entscheidenden Faktoren. Pro Jahr entwickeln sich meist 1 bis 2 neue Generationen.
Lebensweise von Marienkäfern
So überwintern Marienkäfer
Marienkäfer überwintern als erwachsene Käfer, meist in Gruppen von mehreren Tieren. Sie suchen sich geschützte Orte z. B. unter Bodenstreu von Hecken, an Waldrändern oder an Böschungen. Auch in dichten Grasbüscheln oder in Steinhaufen finden sie geeignete Plätze. Gelegentlich suchen sie auch in Gebäuden Schutz, z. B. in Fensternischen oder Kellerecken. In der Zeit während der Überwinterung findet keine Fortpflanzung und keine Nahrungsaufnahme statt. Stoffwechsel- und Energievorgänge im Körper werden heruntergefahren.
Ernährung und Fraßleistung von Marienkäfern
Die Mehrheit, etwa 68 %, aller mitteleuropäischen Marienkäferarten ernährt sich von Blattläusen. Weitere ca. 18 % der Arten bevorzugen Schildläuse, nur etwa 10 % der Arten ernähren sich vegetarisch von Pilzen oder Pflanzen. Weitere Nahrungsquellen können Spinnmilben, Blattflöhe und andere Insekten, aber auch Pollen und Nektar, sein. Bei knappem Nahrungsangebot oder begrenztem Lebensraum kommt es häufig zu Kannibalismus, wobei besonders Eier und junge Larvenstadien gefährdet sind. Adulte Käfer und Larven fressen in der Regel die gleiche Nahrung.
Ausgewachsene Marienkäfer und die Larven des letzten Entwicklungsstadiums fressen etwa 50 bis 150 Blattläuse täglich. Eine Larve des Siebenpunkt-Marienkäfers benötigt für ihre vollständige Entwicklung allein 400 bis 600 Blattläuse. Hochrechnungen ergaben, dass die Nachkommen eines einzigen Marienkäferweibchens dieser Art etwa 100.000 Blattläuse pro Vegetationsperiode vertilgen können.
Auch Marienkäfer haben natürliche Feinde
Die Feinde der Marienkäfer lassen sich in vier Gruppen einteilen:
- Parasitoide
- Sie parasitieren, je nach Art, die unterschiedlichen Stadien (Imago, Larve, Puppe) der Marienkäfer, indem sie ihre Eier in oder an sie legen. Der Nachkomme des Parasiten entwickelt sich im Marienkäfer, wodurch dieser meist abstirbt. Ein bekannter Parasitoid ist z. B. die Marienkäfer-Brackwespe (Dinocampus coccinellae syn. Perilitus coccinellae).
- Parasiten
- Hierzu zählen z. B. Milben und Fadenwürmer. Sie leben an oder in ihrem Wirt, töten ihn in der Regel aber nicht. Der befallene Marienkäfer kann aber z. B. bei der Fortpflanzung beeinträchtigt sein.
- Räuber
- Es gibt viele Räuber, für die Marienkäfer einen Teil der Nahrung darstellen. Neben anderen Insekten, wie z. B. Laufkäfern und Raubwanzen, zählen auch Vögel, Spitzmäuse, Eidechsen und Frösche dazu. Um Räuber abzuwehren, sondern Marienkäfer bei Gefahr eine gelblich, unangenehm riechende, giftige Flüssigkeit ab (für Menschen ungefährlich). Auch das Totstellen und ihr bitterer Geschmack bieten einen gewissen Schutz.
- Krankheiten
- Wie auch andere Insekten können Marienkäfer von Krankheitserregern wie Vieren, Bakterien oder Pilzen befallen werden. Besonders während der Überwinterung sind Pilzerkrankungen häufig.
Gefährdungen des Marienkäfers durch den Menschen
Da der Marienkäfer beim Menschen einen positiven Ruf genießt, ist er in der Regel keiner gezielten Bekämpfung ausgesetzt. Durch einen starken oder häufigen Einsatz von Bioziden kann er aber indirekt Schaden nehmen. Gerade wenn Blattläuse chemisch bekämpft werden, wird es für die Marienkäfer mitunter schwierig ausreichend Nahrung zu finden. Auch Marienkäfer, die auf spezielle Lebensräume wie z. Moore oder Heidelandschaften angewiesen sind, sind stark gefährdet, wenn ihre Habitate zerstört werden.
In manchen Regionen sind die heimischen Marienkäfer durch invasive Arten gefährdet. So wurde der asiatische Harlekin-Marienkäfer, ursprünglich aus dem östlichen Asien stammend, zeitweise verstärkt zur biologischen Schädlingsbekämpfung eingesetzt und gelangte dadurch in die Umwelt. Seitdem verbreitet er sich unkontrolliert und ist inzwischen fast weltweit verbreitet. Für die einheimischen Arten ist er nicht nur Nahrungskonkurrent und Fraßfeind, sondern auch Überträger von Parasiten, die mit dem Käfer zusammen eingeschleppt wurden.
Bedeutung des Marienkäfers in der Natur
Der Marienkäfer als Schädling
Als Schädling tritt der Marienkäfer nur selten in Erscheinung. In Mitteleuropa leben nur wenige Arten, die sich von Pflanzen ernähren. Schäden an Kulturpflanzen, wie z. B. Luzerne, Klee oder Kartoffeln, werden hierzulande nur gelegentlich durch den Vierunzwanzigpunkt- oder auch Luzern-Marienkäfer (Subcoccinella vigintiquatuorpunctata) verursacht. Für den Menschen können Marienkäfer bei Massenauftreten ggf. lästig werden.
Der Marienkäfer als Nützling
Eine weit wichtigere Bedeutung hat der Marienkäfer als Nützling. Durch seine räuberische Lebensweise ist er in landwirtschaftlichen und gärtnerischen Kulturen ein wichtiger Nützling, besonders im Kampf gegen Blattläuse. Marienkäfer weisen eine hohe Suchaktivität auf und sind durch ihre Fähigkeit zu fliegen sehr mobil. Die meisten Marienkäferarten sind nicht auf eine Blattlausart als Nahrung festgelegt und meist auch anderer Beute gegenüber aufgeschlossen. Neben den natürlich vorkommenden Arten werden Marienkäfer auch häufig gezielt als Nützlinge eingesetzt. Dies hat sich besonders im geschlossenen Anbau in Gewächshäusern oder auch in Innenräumen bewährt, wo sie keinen natürlichen Feinden ausgesetzt sind.