Nützlinge gegen Blattläuse
Blattläuse gehören zu den wichtigsten Schädlingen im Freiland und in Gewächshäusern. Zusammen mit den Schildläusen, Mottenschildläusen (Weiße Fliege), Blattflöhen und Zikaden bilden sie die Gruppe der Schnabelkerfe (Hemiptera). Es gibt weltweit ca. 3.000 Blattlaus-Arten, von denen in Deutschland etwa 850 vorkommen. Hiervon können 60 Arten als Schädlinge beschrieben werden. Die Familie der Röhrenblattläuse (Aphididae) stellt die artenreichste Schädlingsgruppe innerhalb der Blattläuse dar.
Entwicklung im Jahresverlauf
Im Sommer vermehren sich Blattläuse ungeschlechtlich (Parthenogenese), wobei ein Sommerweibchen täglich drei bis sechs lebende Junge zur Welt (Viviparie) bringt. So können sich Blattläuse sehr schnell vermehren und große Kolonien aufbauen. Geflügelte Tiere bilden sich bei Nahrungsknappheit, hohen Populationsdichten, Feindruck und zum Herbst, wenn wieder Geschlechtstiere entstehen, deren Weibchen Eier legen (Oviparie). Viele Arten führen gleichzeitig einen Wirtswechsel zu anderen Pflanzen, häufig Gehölzen, durch. Ist der Wechsel zwischen Viviparie und Oviparie vollständig, bezeichnet man ihn als Holozyklus. Abweichend von diesem Normalfall findet insbesondere in milden Wintern, aber auch in geheizten Gewächshäusern, eine anholozyklische Überwinterung statt, d. h. die Blattläuse überwintern als Weibchen und eine Eiablage findet nicht statt.
Schadbild durch Blattlausbefall
Blattläuse stechen mit ihren Mundwerkzeugen gezielt die Leitungsbahnen von Pflanzen an und saugen am Saftstrom. Man findet sie meist in dichten Kolonien an Triebspitzen oder an Blattunterseiten. Infolge ihrer Saugtätigkeit, bei der ein giftiger Speichel abgegeben wird, bilden sich oft Blattkräuselungen und Triebstauchungen. Weil der Saftstrom neben geringen Mengen an Aminosäuren auch sehr viele Kohlenhydrate enthält, scheiden die Blattläuse den überschüssigen Zucker als sog. Honigtau aus. Dieser bildet auf befallenen Pflanzen einen klebrigen Belag, der oft von Schwärzepilze besiedelt wird. Bei großflächigem Auftreten kann so die Assimilationsfläche der Pflanze erheblich beeinträchtigt werden. Aber nicht nur durch Wuchsveränderungen, Verschmutzung und Saftentzug schädigen Blattläuse. Durch die Übertragung von Pflanzenvirosen kann es zu sehr viel gravierenderen Schäden kommen.
Schutz durch Ameisen – Probleme beim Nützlingseinsatz
Einige Blattlauskolonien werden durch Ameisen vor natürlichen Feinden geschützt. Die Ameisen nutzen den von den Blattläusen produzierten Honigtau als Nahrungsquelle und transportieren sogar Blattläuse zu anderen Pflanzen hin, damit sie dort neue Kolonien bilden. Um zu verhindern, dass sie den Pflanzenbestand verlassen, werden den geflügelten Blattläusen sogar die Flügel abgebissen. Ameisen können daher zu Sekundärschädlingen werden und die Arbeit der Nützlinge deutlich erschweren.
Häufige Blattlaus-Arten an Unterglas-Kulturen und ihre natürlichen Gegenspieler
Natürliche Gegenspieler von Blattläusen im biologischen Pflanzenschutz
Schlupfwespen und räuberische Gallmücken sind wichtige natürliche Gegenspieler (Nützlinge) der Blattläuse. Während Schlupfwespen auf eine oder wenige Blattlaus-Arten als Wirt spezialisiert sind und für ihre eigene Vermehrung nutzen, nehmen die Larven der räuberischen Gallmücke Aphidoletes viele Blattlaus-Arten als Beute an. Die durch Schlupfwespen parasitierten Blattläuse schwellen ballonartig an (Bild unten rechts) und dienen der Schlupfwespenlarve als Nahrung. Hier hat zusätzlich schon ein weiterer Nützling ein Ei abgelegt: eine Schwebfliege, deren Larven ebenfalls gefräßige Blattlausräuber sind.



