Offene Zucht - eigene Produktion von Blattlaus-Gegenspielern

Offene Zucht - eigene Produktion von Blattlaus-Gegenspielern
26. Januar 2022
Offene Zucht - eigene Produktion von Blattlaus-Gegenspielern

Vorbeugende Etablierung von Nützlingen gegen Blattläuse mit der Offenen Zucht

Offene Nützlingszuchten mit Getreideblattläusen sind ein Verfahren, bei dem im Vorfeld einer Kultur Blattlaus-Gegenspieler (Nützlinge) im Gewächshaus angesiedelt werden. Dies geschieht durch die Bereitstellung von Getreideblattläusen als Ersatzfutter, auf denen sich die eingesetzten Nützlinge entwickeln und vermehren können. Einem späteren Blattlausbefall in der Kultur kann dadurch vorbeugend entgegengewirkt werden.

Getreideblattläuse und ihre Gegenspieler

Die zur Offenen Nützlingszucht eingesetzten Getreideblattläuse, die Große Getreideblattlaus (Sitobion avenae) und die Haferblattlaus (Rhopalosiphum padi) sind für zweikeimblättrige Kulturpflanzen unschädlich. Sie werden aber durch die in der Offenen Zucht eingesetzen Schlupfwespen-Arten Aphidius ervi (parasitiert Sitobion avenae) und Aphidius colemani (parasitiert Rhopalosiphum padi) als Wirt genutzt beziehungsweise durch die Larven der Räuberischen Gallmücke Aphidoletes aphidimyza als Beute angenommen, sodass eine Vermehrung und Etablierung der Nützlinge im Gewächshaus stattfindet, bevor sich eine pflanzenschädliche Blattlauspopulation entwickeln kann.


Nützlinge für die Offene Zucht


Vorbereitung der Offenen Zucht

Als Vorbereitung werden 6 Wochen vor der geplanten Kultur pro 500 m² Gewächshausfläche 1 m² Getreide in Gefäßen ausgesät. Das Getreide benötigt Temperaturen von ≥14 °C am Tag und ≥12 °C in der Nacht, um sich zu entwickeln. Bei Temperaturen von 20 °C erreicht das keimende Getreide nach ca. einer Woche das 1-Blatt-Stadium mit ca. 4 cm Blattlänge.

1 Woche nach der Getreideaussaat werden pro 1 m² Getreide 1.000 Getreideblattläuse gleichmäßig auf das etwa 4 cm hohe Getreide verteilt. Die Getreideblattläuse sollten danach 2 Wochen Zeit haben, sich gut auf dem Getreide zu etablieren.

Bankerplant ColemaniBankerplant Colemani
Bankerplant Colemani für die Zucht von Rhopalosiphum
Bankerplant ErviBankerplant Ervi
Bankerplant Ervi für die Zucht von Sitobion

Einsatz der Blattlaus-Gegenspieler

3 Wochen nach der Getreideaussaat und bei Temperaturen von ≥ 17 °C werden auf die nun reichlich mit Blattläusen besiedelten Getreidepflanzen Schlupfwespen der Arten Aphidius ervi  und Aphidius colemani mit 0,2 – 0,5 Tiere/m² Gewächshausfläche ausgesetzt. Die vornehmlich zur Herdbekämpfung eingesetzte räuberische Gallmücke Aphidoletes aphidimyza benötigt eine Tageslänge von ≥ 14 h. Sie kann unter Langtagbedingungen mit 1 Tier/m² zusätzlich eingesetzt werden. Die Schlupfwespen und die Gallmücke entwickeln und vermehren sich in den Blattlauskolonien der Offenen Zucht und verbreiten sich in der Kultur.

Wenn bei 10 % der Blattläuse in der Kultur die Parasitierung durch Schlupfwespen nachgewiesen werden kann, ist mit einer weiteren Ausbreitung der Blattläuse nicht mehr zu rechnen.

Die Offene Zucht sollte über die gesamte Vegetationsperiode aktiv gehalten werden. Dazu muss alle 3 - 4 Wochen (das erste Mal 4 Wochen nach der ersten Getreideaussaat) eine erneute Getreideaussaat stattfinden.

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