Schlupfwespen im Biologischen Pflanzenschutz

Schlupfwespe Lysiphlebus beim Anstich einer Blattlaus
26. Juni 2023
Schlupfwespen im Biologischen Pflanzenschutz

Schlupfwespen - nützliche Gegenspieler von Blattläusen, Weiße Fliegen und Wollläusen

Schlupfwespen sind wichtige Nützlinge. Die meisten der im biologischen Pflanzenschutz gegen Blattläuse eingesetzten Schlupfwespen gehören zu den sog. Brackwespen (Fam. Braconidae), z. B. die Gattungen Aphidius, Lysiphlebus, Praon und Ephedrus. Die Gattung Aphelinus gehört in die Überfamilie der Erzwespen (Chalcidoidea). Es handelt sich um relativ kleine Insekten von nur 2 - 3 mm Körperlänge.

Schlupfwespe und Aphis farinosaSchlupfwespe und Aphis farinosa
Schlupfwespe und Blattlaus Aphis farinosa

Lebensweise und Entwicklung der Blattlaus-Schlupfwespen

Gegen Blattläuse eingesetzte Schlupfwespen sind Parasitoide. Sie leben als Larve parasitisch in Blattläusen und bringen ihren Wirt nach einiger Zeit zum Absterben. Die adulten Schlupfwespen legen dafür ihre Eier gezielt in die Leibeshöhle von jungen Blattläusen und die nach etwa 3 - 4 Tagen schlüpfende Larve ernährt sich sowohl von der Hämolymphe als auch vom Körpergewebe der Blattlaus. Während sich die Larve im Wirt entwickelt, kann dieser sich weiterhin bewegen, fressen und sich häuten, da die lebenswichtigen Organe zunächst geschont werden. Erst wenn die Blattlaus das 4. Larvenstadium oder Adultstadium erreicht hat, werden auch die lebenswichtigen Organe verwertet.

Die parasitierte Blattlaus schwillt zur sog. Mumie an und wird nach etwa 7 Tagen am Blatt fixiert, woraus nach weiteren 4 Tagen die neue Schlupfwespe schlüpft. Die adulten Schlupfwespen nehmen hingegen nur Honigtau, also von Blattläusen abgegebene zuckerreiche Ausscheidungen, auf.

BlattlausmumienBlattlausmumien
Durch Schlupfwespen parasitierte Blattläuse. An der Mumie links oben kann man bereits die Öffnung erkennen, aus der die neue Schlupfwespe geschlüpft ist.

Spezialisierung der Schlupfwespen gegen Blattläuse

Blattlaus-Schlupfwespen sind oft auf nur wenige Blattlaus-Arten spezialisiert, sodass für einen erfolgreichen Einsatz der Nützlinge eine Bestimmung der Blattlaus-Art nötig ist. Um diese Artbestimmung zu umgehen, werden kulturspezifische Schlupfwespen-Mixe der Protect-Reihe angeboten, in denen bis zu 6 verschiedene Schlupfwespen-Arten enthalten sind. Dadurch ist gewährleistet, dass alle an den Kulturen häufig auftretenden Blattlaus-Arten parasitiert werden.  



Host-Feeding

Die Schlupfwespe Aphelinus abdominalis parasitiert mehrere Blattlaus-Arten und macht zusätzlich Host-Feeding. Dabei werden pro Tag 5 - 10 meist junge Blattläuse zur Lähmung angestochen und danach durch mehrmaliges Anstechen zur Hämolymph-Aufnahme genutzt. Dieser Vorgang ist zur Eireifung bei der Schlupfwespe Aphelinus nötig, die bis zu 1.000 Eier im Laufe ihres Lebens ablegen kann. Die gegen Weiße Fliege eingesetzte Erzwespe Encarsia betreibt ebenfalls Host-Feeding.

Schlupfwespen gegen Wollläuse

Die Schlupfwespe Anagyrus vladimiri (syn. pseudococci) wird zur Bekämpfung von Wollläusen/Schmierläusen eingesetzt, z. B. Zitrusschmierlaus (Planococcus citri) und P. ficus sowie Pseudococcus longispinus. Die Weibchen können 15 Wollläuse pro Tag parasitieren.

Schlupfwespe Anagyrus vladimiri gegen WollläuseSchlupfwespe Anagyrus vladimiri gegen Wollläuse
Schlupfwespe Anagyrus vladimiri gegen Wollläuse
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