Wiesenschnaken als Rasenschädling

Wiesenschnake - Tipula
19. März 2021
Wiesenschnaken als Rasenschädling

Wiesenschnakenlarven mit Nematoden bekämpfen

Die Wiesenschnaken gehören ebenso wie die Engerlinge zu den gefürchteten Rasenschädlingen. Auf Rasenflächen tritt neben der Sumpfschnake (Tipula paludosa) auch die Kohlschnake (Tipula oleraceae) auf. Durch den Einsatz von insektenpathogenen Nematoden ca. 14 Tage nach der Flugzeit der erwachsenen Tiere ist eine biologische Bekämpfung mit hohem Wirkungsgrad möglich.

Schnakenweibchen an GrashalmenSchnakenweibchen an Grashalmen
Schnakenweibchen an Grashalmen

Entwicklung der Wiesenschnake Tipula paludosa

Die häufige Sumpfschnake (Tipula paludosa), auch Schuster oder Schneider genannt, bildet bei uns nur eine Generation pro Jahr aus. Die Weibchen dieser Zweiflügler werden bis 25 mm lang, die Männchen erreichen oft nur eine Körperlänge von 18 mm. Sie entwickeln sich bevorzugt in feuchten, aber nicht zu nassen Böden. Sandige Böden werden meist gemieden, da sowohl die Eier als auch die Larven empfindlich gegenüber Trockenheit sind. Ein trockener September/Oktober wirkt sich daher negativ auf die Larvenentwicklung aus.

Die adulten Schnaken schlüpfen ab Mitte August, überwiegend kurz nach Sonnenuntergang. Dabei schlüpfen die Männchen vor den Weibchen. Die Weibchen werden unmittelbar nach dem Schlüpfen begattet und beginnen mit der Eiablage, die oft schon vor Sonnenaufgang beendet ist. Bevorzugt für die Eiablage werden Trittstellen oder kleine Bodenvertiefungen. Eine Bekämpfung der adulten Schnaken zur Vermeidung von Rasenschäden ist aufgrund dieser Tatsache weitgehend wirkungslos. Die Weibchen legen zwischen 300 und 500 glänzend schwarze Eier ca. 5 mm tief in den Boden. Nach der ersten Eiablage fliegen die nun leichteren Weibchen davon, um an anderen geeigneten Plätzen Eier abzulegen und verenden dann.

Wiesenschnakenlarve (Tipula)Wiesenschnakenlarve (Tipula)
Wiesenschnakenlarve (Tipula)
Wiesenschnakenpuppe (Tipula)Wiesenschnakenpuppe (Tipula)
Wiesenschnakenpuppe (Tipula)
Wiesenschnake (Tipula paludosa)Wiesenschnake (Tipula paludosa)
Wiesenschnake (Tipula)

Die nach 10 Tagen aus den Eiern schlüpfenden Larven durchlaufen in ihrer Entwicklung vier Stadien. Die ersten beiden Larvenstadien L1 und L2 der Wiesenschnake entwickeln sich von September bis Oktober und ernähren sich von den feinen Haarwurzeln von Gräsern. Bei Temperaturen von mehr als 5 °C sind sie auch im Winter aktiv. Den größten Schaden verursachen die Larven des 3. und 4. Larvenstadiums im Frühjahr. In dieser Zeit stellen die bis zu 4 cm großen Larven eine attraktive Beute für Vögel und Säugetiere dar, die bei ihrer Suche nach den tagsüber direkt unter der Grasnarbe fressenden Larven zu weiteren Schäden führen können. Ab Mitte Mai verringert sich die Fraßtätigkeit der Larven des 4. Stadiums deutlich. Sie wandern dann etwa 10 cm in tiefere Bodenschichten und verpuppen sich im Juli/August. Die Puppe ist sehr beweglich und kriecht kurz vor dem Schlupf an die Bodenoberfläche, sodass die schlüpfende Schnake keine Hindernisse zu überwinden hat.

Teufelsfratze am Hinterleibsende der SchnakenlarveTeufelsfratze am Hinterleibsende der Schnakenlarve
Typisch für die Larven von Schnaken ist die sogenannte Teufelsfratze am Hinterleibsende.

Entwicklung der Sumpfschnake (Tipula paludosa) im Jahresverlauf

Entwicklungszyklus Wiesenschnake (Tipula paludosa)

Entwicklung der Kohlschnake (Tipula oleracea)

Während die Sumpfschnake nur eine Generation pro Jahr ausbildet, treten die erwachsenen Tiere der Kohlschnake (Tipula oleracea) zweimal im Jahr in Erscheinung: die erste, meist wesentlich stärkere Generation fliegt von Mitte April bis Juni und die zweite, meist schwächere Generation erscheint von August bis Anfang Oktober. Die Kohlschnake kann zweimal im Jahr mit Nematoden bekämpft werden.

Entwicklungszyklus der KohlschnakeEntwicklungszyklus der Kohlschnake
Entwicklungszyklus der Kohlschnake

Schadbild der durch Wiesenschnakenlarven verursachten Rasenschäden

Rasenschaden durch Wiesenschnakenlarven

Einsatz von SC-Nematoden gegen die Larven der Wiesenschnake

Die Nematoden müssen gegen die ersten beiden Larvenstadien eingesetzt werden, um einen hohen Wirkungsgrad zu erreichen. Die Ausbringung sollte etwa 14 Tage nach dem Erscheinen der erwachsenen Tiere erfolgen. Dies kann je nach Region und Temperaturverlauf ab Ende August bis Mitte September auftreten. Die SC-Nematoden sind aktiv bei Bodentemperaturen von mehr als 14 °C und benötigen diese für eine gute Wirkung für mindestens 4 - 6 Stunden am Tag. Wenn die Bodentemperaturen im Herbst schon unter 14 °C liegen, kann mit dem Produkt Steinernema  (enthält Steinernema feltiae) mit doppelter Aufwandmenge noch ein Einsatz durchgeführt werden.

Ausbringung der Nematoden

Die Nematoden werden in einem Trägermaterial ausgeliefert. Das Pulver mit den Nematoden wird in Wasser eingerührt und auf kleinen Flächen einfach mit der Gießkanne ausgebracht. Für größere Flächen gibt es den praktischen Aquanemix, der einfach an den Gartenschlauch angeschlossen werden kann. Mit ihm werden die Nematoden in 50 m² Einheiten relativ schnell verteilt. Für noch größere Flächen können die Nematoden mit der Feldspritze ausgebracht werden.

Die Nematoden parasitieren die Engerlinge und bringen sie zum Absterben. Den genauen Ablauf der Parasitierung zeigen wir in dem Beitrag "Nematoden - Fadenwürmer für den biologischen Pflanzenschutz".

Anwendung sollte wiederholt werden

Mit dem Nematoden-Einsatz wird oft eine Langzeitwirkung erzielt, da im Folgejahr weniger Weibchen ihre Eier ablegen können. Trotzdem sollte eine Behandlung über einen Zeitraum von 2 - 3 Jahren durchgeführt werden.