Nützlinge für den Biologischen Pflanzenschutz

Nützling oder Schädling?
Die Natur trennt nicht in Schädlinge und Nützlinge, dennoch sind beide Begriffe inzwischen sehr geläufig und jeder hat sofort Beispiele im Kopf, wer zu welcher dieser beiden Gruppen gehört. Marienkäfer sind natürlich Nützlinge und werden sogar als Glücksbringer geehrt. Blattläuse hingegen sind immer negativ belegt und ein typischer Pflanzenschädling. Diese Bewertung ist allerdings eine rein menschliche Sicht der Dinge, da die Einteilung allein darauf beruht, ob die jeweiligen Tiere für uns wichtige Ressourcen schädigen oder schützen. Der Bedeutung der jeweiligen Tier-Art für das bewohnte Ökosystem wird diese doch recht einseitige Sichtweise allerdings nicht gerecht.
Im Pflanzenschutz sind Schädlinge für uns diejenigen Tiere, die unsere Nutz- oder Zierpflanzen befallen, um sich davon zu ernähren oder sich darin oder daran zu entwickeln. Die natürlichen Gegenspieler dieser Pflanzenschädlinge bezeichnen wir daher als Nützlinge, da sie in unserem Sinne agieren, also für den Erhalt der uns wichtigen Pflanzen nützlich sind und die Schädlinge dezimieren. Richtig angewendet, ist der Nützlingseinsatz eine wirkungsvolle und umweltschonende Methode, um zumindest im geschützten Anbau auf den Einsatz von chemischen Pflanzenschutzmitteln weitgehend zu verzichten.
Welche Nützlinge gibt es?
Seit vielen Jahren werden Nützlinge sehr erfolgreich nicht mehr nur im ökologischen Gartenbau eingesetzt, sondern auch im konventionellen Anbau, im Garten- und Landschaftsbau (GaLaBau), von Raumbegrünern und auch im privaten Garten, Gewächshaus oder Innenräumen. Die erhältlichen Nützlinge kann man grob in drei Gruppen einteilen:
Parasitoide
Schlupfwespen, die sich parasitisch in einem Wirt entwickeln und ihn im Zuge ihrer eigenen Entwicklung zum Absterben bringen. Dazu gehören z. B. die Schlupfwespen Aphelinus, Aphidius, Lysiphlebus, Praon, Encarsia.








Räuber
Raubmilben und Insekten, die sich räuberisch von kleinen Pflanzenschädlingen ernähren. Dazu gehören z. B. Gallmückenlarven, Florfliegenlarven und Marienkäferlarven oder auch räuberische Milben und Wanzen.
Bestimmte Nematoden-Arten nutzen Insektenlarven oder Nacktschnecken als Wirt für ihre eigene Entwicklung und werden überwiegend im Boden eingesetzt. Dazu gehören z. B. HB-Nematoden gegen Dickmaulrüsslerlarven oder Engerlinge, SC-Nematoden gegen Wiesenschnakenlarven oder SF-Nematoden gegen Trauermücken.


Nützlingseinsatz zur Bekämpfung von Pflanzenschädlingen
Nützlinge werden im biologischen Pflanzenschutz als natürliche Gegenspieler eingesetzt, um die Kulturpflanzen vor massiven Schäden durch Pflanzenschädlinge zu schützen. Das Ziel ist dabei je nach Toleranzstufe, die Schädlinge auf ein unschädliches Maß zu reduzieren oder sogar vollständig auszurotten. Dafür kommen im Wesentlichen zwei Methoden zum Tragen:
- die sogenannte Überschwemmungsmethode, also das Einbringen einer sehr großen Zahl von Nützlingen oder
- ein regelmäßiger Nützlingseinsatz.
Ein regelmäßiger Nützlingseinsatz ist vorteilhafter, da bereits vorbeugend oder spätestens beim ersten Auftreten der Pflanzenschädlinge eingesetzte Nützlinge verhindern können, dass sich überhaupt eine starke Schädlingspopulation aufbauen kann. Wenn sich die Pflanzenschädlinge erst einige Zeit unbemerkt vermehren konnten, ist es selbst mit sehr hohen Aufwandmengen an Nützlingen schwierig bis unmöglich, sie wieder zurückzudrängen. Dann muss durch eine Spritzung mit einem möglichst nützlingsschonenden Pflanzenschutzmittel der Befallsdruck reduziert werden, bevor mit Nützlingen gearbeitet werden kann.
7 gute Gründe für die Nützlingsanwendung
Nützlinge einzusetzen, bringt viele Vorteile mit sich. Diese Punkte sprechen dafür:
- Schonung bereits vorhandener Nützlinge
- Keine chemischen Rückstände an Pflanzen oder Erntegut und daher keine einzuhaltenden Wartezeiten bis zur Ernte oder bis zur Wiederbetretung
- Hohe Wirksamkeit bei Auswahl des richtigen Gegenspielers und rechtzeitigem Einsatz
- Keine Gefahr der Resistenzbildung
- Keine Belastung von Boden, Grundwasser, Luft, Gesundheit der Anwender
- Ausbringung leicht durchführbar ohne besondere Schutzkleidung
- Kein Sachkundenachweis Pflanzenschutz für die Ausbringung von Nützlingen nötig
Grenzen im Freiland
Die Grenzen des Nützlingseinsatzes im Freiland sind meist durch die klimatischen Ansprüche der jeweiligen Nützlingsart begründet. Zu den im Freiland gut einsetzbaren Nützlingen gehören einige Schlupfwespen-Arten, Florfliegenlarven, Raubmilben und Fadenwürmer (Nematoden). Im Freiland ist allerdings die Planung der einzusetzenden Mengen schwierig, weil dort - anders als im geschützten Bereich - natürliche Feinde der Nützlinge vorhanden sind, welche die Nützlinge dezimieren und die Nützlinge auch leichter abwandern können. Besonders die Gruppe der Nematoden wird sehr erfolgreich im Freiland gegen eine Vielzahl von Schadorganismen im Boden eingesetzt, dazu gehören z. B. Dickmaulrüsslerlarven, Engerlinge, die Larven von Wiesenschnaken und Nacktschnecken.
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