Gemüsefliegen

Adulte Rübenfliege
11. März 2024
Gemüsefliegen

Kleine Fliegen mit großem Schadpotenitial

Gemüsefliegen kommen in jedem Gemüsegarten vor. Sie gehören verschiedenen Fliegengattungen an, haben aber gemein, potenziell Schade an Gemüsepflanzen anzurichten. Welches Gemüse betroffen ist, hängt von der jeweiligen Fliegenart ab. Eine biologische Bekämpfung ist schwierig, gerade im Freiland. Hier sollten zum Schutz der Pflanzen am besten engmaschige Netze eingesetzt werden. Auch die Förderung natürlicher Feinde, wie z.B. Schlupfwespen, ist sinnvoll. Im geschützten Anbau, z.B. im Gewächshaus, können zum Teil Nützlinge für eine gezielte biologische Bekämpfung eingesetzt werden. Auch der Einsatz von Nematoden (Fadenwürmern) kann sinnvoll sein.

Ein Überblick über die wichtigsten Gemüsefliegen:

  • Blumenfliegen
    • Lauchfliege / Zwiebelfliege (Delia antiqua)
    • Kleine Kohlfliege (Delia brassicae)
    • Große Kohlfliege / Rettichfliege (Delia floralis)
    • Bohnenfliege (Phorbia platura)
    • Rübenfliege (Pegomya hyoscyami (betae))
  • Nacktfliegen
    • Möhrenfliege (Chamaepsila rosae)
  • Minierfliegen
    • Lauchminierfliege / Zwiebelminierfliege (Phytomyza gymnostoma)
    • Möhrenminierfliege (Phytomyza carotae)
    • Tomatenminierfliege (Liriomyza bryoniae)
  • Frucht- oder Bohrfliegen
    • Spargelfliege (Platyparea poeciloptera)
    • Sellerie-Blattminierfliege (Pilophylla heraclei)

 

Eine genauere Beschreibung der einzelnen Fliegen ist weiter unten in diesem Beitrag zu finden.

Allgemeine Schutzmaßnahmen:

  • Förderung von natürlichen Feinden / Nützlingen (z.B. Schlupfwespen, Laufkäfer, Raubwanzen, Spinnen, Raubkäfer, Gallmückenlarven, Ohrwürmer)
  • Anbau auf offenen Lagen mit guter Luftzirkulation (Gemüsefliegen sind keine guten Flieger)
  • Verzicht auf stark riechende Dünger wie etwa Mist (zieht Fliegen an)
  • Schutznetze zur jeweiligen Flugzeit über dem Gemüse anbringen (Maschenweite 0,8 x 0,8 mm oder weniger)
  • Einhaltung eine Fruchtfolge
  • Wahl des richtigen Saatzeitpunktes, um die Hauptflugzeit der jeweiligen Fliegen zu umgehen
  • Befallene Pflanzen entfernen und vernichten (NICHT auf dem Kompost)
  • Nematoden der Art Steinernema ausbringen (Wirken gegen die Larven und Puppen mancher Arten im Boden)


Lauchfliege / Zwiebelfliege

Braune Puppe einer Zweibelfliege an LauchBraune Puppe einer Zweibelfliege an Lauch
Puppe einer Zweibelfliege an Lauch

Eine im Gemüsegarten häufig anzutreffende Fliege ist die Zwiebel- bzw. Lauchfliege. Sie überwintert als braune Tönnchenpuppe im Boden. Ab Ende April schlüpfen die Fliegen aus den Puppen und beginnen mit einem "Reifungsfraß". In dieser Zeit nehmen sie Blütennektar von Löwenzahn und anderen Wiesenblumen zu sich.  Anschließend beginnt die Eiablage in den Blattachsen an der Basis junger Zwiebelpflanzen. Die Larven schlüpfen bei günstiger Witterung bereits nach zwei bis fünf Tagen und bohren sich in das junge Zwiebellaub. Betroffenen Pflanzen werden gelb und lassen sich ohne Widerstand herausziehen. Ist eine Pflanze vernichtet, wandern die Larven weiter zur nächsten.

Nach etwa drei Wochen verpuppen sich die Larven im Boden. Die nächste Generation Fliegen schlüpft im Juli. Bei anhaltendem warmen Wetter kann auch noch eine dritte Generation vorkommen. Auch die Larven der zweiten Generation können großen Schaden anrichten. Sie bohren sich in den Zwiebelboden und zerfressen die Zwiebel von innen. Dadurch kann es zusätzlich zu Fäulnis kommen. Besonders gefährdet sind in dieser Zeit auch Lauchpflanzen. Hier kann es durch die zweite Generation zu massiven Schäden kommen. Neben Lauch und Zwiebeln werden auch Knoblauch und Schnittlauch befallen. Lauchfliegen bevorzugen leichten und feuchten Boden. Bei anhaltender Trockenheit kann ein Teil der gelegten Eier absterben.


Kleine Kohlfliege

Die Biologie der Kleinen Kohlfliege ähnelt denen der Zwiebelflliege. Sie überwintert als Puppe im Boden, schlüpft im Frühjahr (etwa zum Start der Kastanienblüte) und beginnt nach einem kurzen "Reifungsfraß" an Pollen und Nektar mit der Eiablage im Boden. Die bis zu 100 Eier pro Weibchen werden bevorzugt an oder in die Nähe der Pflanzenstängel gelegt, die den Larven nach dem Schlupf als Nahrung dienen. Hierzu zählen verschiedene Kreuzblütler wie Raps, Rettich, Radieschen und Kohlgemüse. Die Larven schlüpfen nach wenigen Tagen und beginnen mit dem Fraß an den Faserwurzeln und gelangen über die Hauptwurzeln bis hin zum Stengelhals. Nach zwei bis vier Wochen verpuppen sich die Larven im Fraßgang oder im Boden neben den Pflanzen. Nach gut einer Woche schlüpf die nächste Generation. Bei günstiger Witterung können sich drei bis vier Generationen entwickeln, wobei die erste Generation die größten Schäden anrichtet. Betroffene Pflanzen können aufgrund der angefressenen und faulenden Wurzeln nicht weiter wachsen. Sie werden grau und können ohne Widerstand aus dem Boden gezogen werden. An Rettiche und Radieschen können Miniergänge erkennbar sein.


Große Kohlfliege

Die Große Kohlfliege ist eine nahe Verwandte der Kleinen Kohlfliege. Sie bilden allerdings nur eine Generation pro Jahr aus und gefährdet vor allem Radieschen und Rettich. Sie wird daher auch gelegentlich als Rettichfliege bezeichnet. Der Hauptzeitraum für einen Befall ist von Mitte Juli bis Mitte September.


Bohnenfliege

Die Bohnenfliege, gelegentlich auch Wurzelfliege genannte, legt ihre Eier im April und Mai an Bohnenkernen und jungen Keimlingen ab. Nach dem Schlupf bohren sich die Larven in die Saatbohnen oder die kleinen Pflanzenkeime. Dort entstehen Gänge in den unter der Erde befindlichen Pflanzenteilen. Auch Wurzelhälse und die ersten Laubblätter werden gelegentlich angefressen. Besonders bei kühler Witterung, wenn die kleinen Pflänzchen sich nicht so schnell entwickeln können, kann es zu großen Schädigungen bis hin zum Absterben der Keimlinge kommen. Bei guten Wachstumsbedingungen für die Pflanzen können die Larven der Bohnenfliege meist keinen nachhaltigen Schaden anrichten. Nach dem Fraß verpuppen sich die ausgewachsenen Larven im Oberboden. Im weiteren Jahr entwickeln sich noch 3 - 3 Generationen, die aber den größeren Pflanzen nicht mehr gefährlich werden können und auch an späteren Aussaaten keinen größeren Schaden mehr anrichten. Neben Bohnen sind auch Erbsen, Spinat, Salat, Gurke und Zwiebeln anfällig für einen Befall durch die Bohnenfliege.

Spezielle Schutzmaßnahmen:

  • Saatgut nicht in kalte, nasse Erde ausbringen und Wachstum der Jungpflanzen fördern

Rübenfliege

Rübenfliegen bevorzugen Gänsefußgewächse wie Zuckerrübe, Mangolt, Spinat oder Rote Bete zur Eiablage. Gelegentlich können Sie auch an anderen Pflanzen, wie z.B. Kartoffeln vorkommen. Die Eier werden etwa Ende April zu mehreren auf die Unterseite der Keim- und Laubblätter abgelegt. Bei warmen und trockenen Wetter, sowie durch starke Niederschläge kann die anzahl an Eiern stark reduziert werden. Nach dem Schlupf beginnen die Larven an zu fressen und die typischen Gangmienen (Fraßgänge) entstehen. In durchscheinendem Licht sind die Larven und deren Ausscheidungen gut in den Blättern zu erkennen. Mit fortschreitendem Fraß vergrößern sich die beschädigten Bereiche, die mit Luft gefüllt sind. Platzen sie, nehmen sie eine braune Verfärbung an und welken. Durch die verringerte Blattmasse wird die Photosyntheseleistung reduziert und der Ernteertrag verringert. Der Fraß der Larven dauert etwa zwei bis drei Wochen. Die anschließende Verpuppung findet im Boden statt.  Im Jahr können drei bis vier Generationen auftreten. Die späteren Generationen richten aber in den meisten Fällen keinen großen Schaden mehr an.

Spezielle Schutzmaßnahmen:

  • Schutznetzen über der Kultur dürfen nicht auf den Pflanzen aufliegen, da die Eier sonst durch das Netz abgelegt werden können
  • Frühe Aussaat und Förderung des Wachstums der Jungpflanzen
  • Abstand zu vorjährigen Anbauflächen so groß wie möglich wählen
Mehrere Larven der Rübenfliege in Rote Beete BlattMehrere Larven der Rübenfliege in Rote Beete Blatt
Larven der Rübenfliege in Rote Beete Blatt
Eine Larve der Rübenfliege auf einem Rote Beete BlattEine Larve der Rübenfliege auf einem Rote Beete Blatt
Larve der Rübenfliege (Pegomya hyoscyami)
Adulte Rübenfliege

Lauchminierfliege / Zwiebelminierfliege

Die Lauchminierfliege ist ein relativ neuer Schädling, der erst in den letzte 20 Jahren verstärkt in Mitteleuropa anzutreffen ist. Die Fliegen schlüpfen etwa im April aus den Puppen, in denen sie, innerhalb von überwinterndem Zwiebelgewächsen, den Winter verbracht haben. Erste Anzeichen für einen Befall sind winzige helle Pünktchen an Schnittlauch, Lauch oder Zwiebelgrün. Sie entstehen durch den Saugfraß der adulten Fliegen. Die Eier werden nach kurzer Fraßzeit in das Pflanzengewebe abgelegt. Der Fraß der Larven nach dem Schlupf beginnt unauffällig an den Blättern. Nach und nach wandern die wachsenden Larven in den Pflanzenschaft. Junge Lauchpflanzen zeigen bei Befall oft ein verdrehtes Wachstum und faulen schnell. Die Verpuppung findet in den Pflanzen statt. Ende des Sommers schlüpft die zweite Generation, die von September bis in den Herbst hinein die schon größeren Lauchpflanzen befällt. Die Larven dringen tief in die Pflanze ein und machen die Lauchstangen dadurch meist unbrauchbar. Die Larven verpuppen sich nach und nach in den stehen gebliebenen Pflanzen und überwintern dort.

Spezielle Schutzmaßnahmen:

  • zum Abdecken muss ein Vlies verwendet werden, da die Fliegen durch die üblichen Gemüseschutznetze hindurch schlüpfen können
  • bei Verdacht eines Befalls, keine Zwiebelgewächse über Winter im Beet belassen

Möhrenminierfliege

Die Eier der Möhrenfliege werden von den Weibchen ab Anfang Mai in den Blättern der Möhren abgelegt. Der Fraß der Larven beginnt an den Blattstielen und geht nach und nach auf den Rübenkopf über. Hier entstehen Fraßgänge, in denen sich die Larven nach 8 - 10 Wochen verpuppen. Die neue Generation schlüpft Anfang August und siedelt zu Wildpflanzen wie Kerbel, Glockenblume oder Kamille über. Sie stellt also für die Möhren keine weitere Gefahr dar. Die im oberen Teil der Rüben entstandenen Fraßgänge sind meist geschlossen und von außen als Linien erkennbar. Gelegentlich kann es auch zum Aufplatzen der Rüben kommen.


Tomatenminierfliege

Tomatenminierfliegen legen ihre Eier in das Blatt. Hierzu bohren die Weibchen ein Loch mit ihrem gezahnten Legebohrer an geeigneter Stelle. Pro Weibchen werden so etwa 100 Eier abgelegt. Die Larven beginnen unmittelbar nach dem Schlupf mit ihrem minierenden Fraß in den Blättern. Zur Verpuppung verlassen die Larven das Blatt und lassen sich auf den Boden fallen und verkriechen sich dort. Die anschließende Puppenruhe dauert, je nach Temperatur, 3 bis 4 Wochen.

Neben Tomaten werden auch Gurken, Kohl, Zucchini, Wassermelone, Salat, Paprika, Chrysanthemen und Gerbera befallen. Neben der optischen Beeinträchtigung durch die Minier- und Fraßschäden, die gerade bei Zierpflanzen ein Problem ist, kann die Reduzierung der Blattfläche bei starkem Befall auch zu Ernteeinbußen führen.

Schaden durch Minierfliege an einen BlattSchaden durch Minierfliege an einen Blatt
Schaden durch Minierfliege an einen Blatt

Spezielle Schutzmaßnahmen im Gewächshaus:

  • Ausbringen der Schulpfwespe Diglyphus isaea
  • Anbringen von Gelbtafeln oder gelben Rollfolien

Möhrenfliege

Die Weibchen der Möhrenfliege (Chamaepsila rosae) legen ab Ende Mai ihre Eier ab. Dies geschieht vorwiegend in den Morgen- und Abendstunden in Erdritzen nahe der Möhrenpflanzen oder direkt an deren Wurzelhals. Von dort aus dringen die Larven, nach dem Schlupf, zu den Faserwurzeln der Möhren vor und beginnen an ihnen zu fressen. An der Rübenspitze angelangt, setzt sich der Fraß an der Rübe fort und führt zu zahlreichen Fraßgängen. Diese liegen meist an der Oberfläche und erscheinen durch den hinterlassenen Kot rot-bräunlich. Befallene Rüben entwickeln einen unangenehmen Geruch, neigen zur Fäulnis und es kann zu Verfärbungen des Möhrengrüns ins gelb-rötliche kommen.

Die nach vier bis sieben Wochen vollentwickelten Larven verpuppen sich im Boden. Ab Mitte August schlüpft die zweite Generation Fliegen. Diese können an spät gesäten Wintermöhren große Schäden anrichten. Die Verpuppung der Larven dieser Generation erfolgt ebenfalls im Boden, teilweise aber auch direkt in den Rüben. Neben Möhren können auch andere Doldenblütler wie Sellerie, Pastinake, Petersilie, Kümmel und Dill von der Möhrenfliege befallen werden.


Spargelfliege

Die Spargelfliege (Platyparea poeciloptera) befällt vor allem jungen, zweijährigen Spargel. Die Weibchen legen ihre Eier in die Triebspitzen, von wo aus sich die Larven nach dem Schlupf immer tiefer ins Mark der Spargeltriebe bohren. Sie höhlen einen nach unten führenden Gang aus und verpuppen sich schließlich (etwa Ende Mai) am Fuß der Triebe. Die anschließende Puppenruhe dauert bis in den Frühling des Folgejahres. Befallene Spargeltriebe verkrüppeln und sterben schließlich ab.

Spezielle Schutzmaßnahmen:

  • Spargellaub im Herbst tief abschneiden
  • Erkrankte Triebe im Frühjahr entfernen und vernichten
  • Schutznetze von Mitte April bis Mitte Juni

Sellerie-Blattminierfliege

Wer an den Blättern des Sellerie, der Pastinake oder anderer Doldenblütler weiße Flecken entdeckt, könnte ein Problem mit der Sellerie-Blattminierfliege haben. Diese Fliege legt ihre Eier ab Juni an den Sellerieblättern ab. Nach dem Schlupf beginnen die Larve Miniergänge dort hineinzufressen. Die dadurch entstehenden, anfangs weiß erscheinenden, Flecken färben sich mit der Zeit braun. Bei starkem Befall können die Blätter auch komplett absterben. Aufgrund der raschen Entwicklung der Sellerie-Blattminierfliege können mehrere Generationen pro Jahr vorkommen.

Spezielle Schutzmaßnahmen:

  • Mischkultur mit Tomaten anlegen
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